Hausärzte machen Kasse!

So verkaufen Hausärzte ihre Patienten


Spitäler und Chirurgen zahlen Ärzten Geld, damit Patienten zu ihnen überwiesen werden. Erstmals packt ein Arzt über diese zunehmende Praktik in der Medizinbranche aus.

Daniel Flach, Hausarzt und Geschäftsführer der City Notfall AG, liess am vergangenen Donnerstag an einem Fachkongress eine Bombe platzen. Wie die Zeitung «Nordwestschweiz» berichtet, schilderte erstmals ein Arzt, wie in der Branche mit Patienten gehandelt wird. So sollen Spitäler und Spezialisten für Patienten-Überweisungen Geld bezahlen. Gerüchte über Kickbacks – so werden die Schmiergelder in der Branche genannt – gab es schon seit geraumer Zeit.

Flach bezieht sich beim Podiumsgespräch auf Informationen von Direktbetroffenen. Nicht gut weg kommen in seinen Beispielen Mediziner von Netzwerken oder HMO-Gruppenpraxen. Diese behandelten Patienten, die bei ihrer Krankenversicherung für ein günstigeres Prämienmodell teilweise oder ganz auf eine freie Ärztewahl verzichteten. Solche Netzwerke verlangten von Spitälern bei Zuweisung von Patienten eine Aufwandsentschädigung. Dies bestätigt auch ein nicht genauer bezeichneter Vertreter eines Privatspitals der «Nordwestschweiz».

Gefahr unnötiger Operationen


Für Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte bei Comparis, zeigen die Enthüllungen von Flach, wie Ärzte das Vertrauen von Patienten missbrauchen. «Ohne transparente Qualitätsangaben glaubt der Patient, er werde an den besten Spezialarzt beziehungsweise ans beste Spital überwiesen. Tatsächlich wird er, ohne es zu wissen, dem meistbietenden verkauft.»

Auch der ehemalige Vizedirektor des Bundesamts für Gesundheit (BAG) warnt vor Kickbacks. «Hier geht es nicht mehr darum, einen Patienten an den geeignetsten und qualitativ besten Arzt zu überweisen.» Zudem bestehe das Risiko, dass damit zu vorschnell oder gar unnötig operiert werde.

Verschiedene Modelle

Kickbacks sollen nach Angaben von Daniel Flach in der Schweiz immer mehr zunehmen. Grund dafür könnte die finanzielle Situation der Hausärzte sein. Ihr Verdienst sei um einiges tiefer als der von Spezialisten. «Daher kommt halt der eine oder andere, der monetärer gesteuert ist, in Versuchung, sein Einkommen auf diese Art und Weise aufzubessern», so Flach.

Doch nicht nur finanzielle Entschädigungen werden für Patienten angeboten beziehungsweise gefordert. Laut Flach gibt es auch andere Modelle. So werden Patienten zum Beispiel Orthopäden zugewiesen, unter der Voraussetzung, dass der zuweisende Arzt bei einer Operation als Assistenzarzt dabei sein darf. Dafür erhält er dann ein Honorar zwischen 700 und 1500 Franken.

Namen der Betroffenen unbekannt

Gegen Ärzte, die sich solcher Praktiken bedienen, könnte ein Standesverfahren eingeleitet werden. Könnte. Denn Flach gibt die Namen der Betroffenen nicht preis. Er wolle niemanden an den Pranger stellen, so die Begründung des Hausarztes. (dia)



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