Versuchskaninchen wider Willen

Testperson für Medikamente wider Willen – Das könnte bald jedem passieren!

24. April 2014 | Von | Kategorie: Medikamente

Neue Medikamente müssen (sollten) sehr gründlich getestet werden, das ist klar. Im letzten Schritt sind auch Tests am Menschen nötig. Doch woher nimmt man passende Testpersonen? Bisher suchen Pharmafirmen mit Plakaten und Inseraten Freiwillige für ihre Testreihen. Für die Patienten gibt es meist etwas Geld und manchmal die vage Hoffnung auf ein neues, wirksames Medikament gegen ihre Beschwerden.

Als ich davon das erste Mal hörte, dachte ich das sei ein schlechter Scherz. Aber ich bin schon zu lange im Geschäft, als dass ich nicht wüsste: das ist Ernst gemeint. Mittlerweile laufen auch schon einige Proteste von Seiten verschiedener Verbände und an der Gesetzesvorlage wird noch “gebastelt”. Ich gebe daher mal meinen bisherigen Kenntnisstand wieder.

Wenn es nach der EU-Kommission geht, wird (möglicherweise) die Suche nach Testpersonen für die Pharmafirmen bald überflüssig werden. Die EU-Kommission diskutiert in der neuen Verordnung, dass alle Patienten in einer Klinik automatisch an dort laufenden Medikamententests teilnehmen, sofern sie nicht ausdrücklich widersprechen. Wer also für eine Operation oder nach einem Unfall in ein Krankenhaus kommt, findet sich möglicherweise bald in einer Medikamentenstudie wieder, ohne jemals eingewilligt zu haben. Denn Personen, die die Entscheidung nicht treffen können (weil sie beispielsweise bewusstlos sind), müssten eine entsprechende Verfügung bei sich tragen, um von den Testreihen ausgenommen zu werden.

Noch ist dieses neue Gesetz nicht verabschiedet. Ob es wirklich dazu kommt, bleibt abzuwarten, denn es entspricht nicht der EU-Grundrechte-Charta. Doch wieso denken Politiker dann überhaupt über eine solche Verordnung nach?

Es geht (mal wieder), um das liebe Geld. Genauer gesagt geht es darum, Europa als Pharmastandort „aufzuwerten“. Anders ausgedrückt: Damit soll den Pharmafirmen ein Gefallen getan werden, ungeachtet der gesundheitlichen Folgen, die den Patienten durch nicht ausreichend getestete Medikamente entstehen können.

Es kommt noch dicker: Ein Teil der neuen Verordnung soll die Rolle der Ethik-Kommissionen betreffen. Bisher mussten diese Gremien jede Studie genehmigen, bevor ein Medikament an Menschen getestet werden durfte. In Zukunft müssen sie die Testreihen möglicherweise nur noch unverbindlich prüfen. Das bedeutet: Der Schutz der Patienten würde noch weiter aufgeweicht.

Doch auch das war noch nicht alles: Geplant ist bei dieser „Reform“ weiterhin, dass einer Prüfungskommission nur zehn Tage Zeit bleiben, um eine Studie zu genehmigen oder abzulehnen. Wenn sie diese Frist nicht einhalten kann, soll die Studie automatisch als angenommen gelten. Wenn Medikamente auf diese Weise in die Testreihen kommen, kann von Patientenschutz überhaupt nicht mehr die Rede sein.


René Gräber - Heilpraktiker & Sportpädagoge mit eigener Praxis. Sie finden mich unter anderem auch auf Google+, facebook, Xing oder Twitter. Ich schreibe und berichte regelmäßig zu den Themen Medizin, Fitness und Gesundheit. Wenn Sie dies interessiert, dürfen Sie gerne (siehe Box hier unten), meinen persönlichen Gesundheits-Newsletter anfordern. In den ersten 5 Teilen berichte ich über meine "5 Lieblings-Wundermittel".